Die Terroranschläge seit dem 7. Oktober entsetzen uns sehr. Wir halten daran fest, dass wir gerade jetzt mit unseren Schwestern für den Frieden beten müssen.
„Wann, wenn nicht jetzt sollten christliche Frauen aller Konfessionen sich weltweit zu Friedensgebeten versammeln, wann, wenn nicht jetzt?“
(Ulrike Göken-Huismann, Vorstandsvorsitzende des WGT Deutschland)
Der Weltgebetstag 2024 wirft seine Schatten weit voraus. Deshalb möchte ich mich als Leitende Pfarrerin der Ev. Frauen(hilfe) im Rheinland, die wir in Werkstätten und Studientagen vor Ort viele Multiplikatorinnen schulen, bei Ihnen melden, um aktuelle Fragen zu klären. Ich werde selbst ab diesem Weltgebetstag wieder als Referentin unterwegs sein, ich freue mich auf unsere gemeinsame Arbeit.
Und dass Palästina in Deutschland wieder, wie vor 30 Jahren, ein schwieriges Thema sein wird, war von Beginn an klar. Von Beginn an haben wir auch den Beauftragten für den jüdisch-christlichen Dialog unserer Landeskirche einbezogen und uns schon im Frühjahr mit der Frage beschäftigt, ob die Liturgie antisemitische Aussagen enthält. Das tut sie nicht.
Die Vorsitzende des palästinensischen Weltgebetstagskomitees, Pastorin Sally Azar, ist in diesem Jahr ordiniert worden und hat hier in Deutschland studiert. Wir haben sie in einer digitalen Veranstaltung unseres Vereins am Internationalen Frauentag dieses Jahr zu Gast gehabt und sie hat uns über ihre Arbeit als erste lutherische Pastorin in einer patriarchalen Gesellschaft berichtet. Christinnen haben diese Liturgie geschrieben, die als Christinnen und Frauen in einer muslimischen und frauenfeindlichen Gesellschaft in sehr schweren Lebensumständen leben, weil sie in besetzten Gebieten leben. Die geschichtlichen Zusammenhänge dieses Konflikts, die schon vor 150 Jahren ihren Anfang nahmen, werden wir in unseren Werkstätten und Studientagen aufzeigen. Ebenso werden wir über die Situation der Frauen sprechen und das herrschende Familienrecht, sowie ihre Möglichkeiten, bzw. Unmöglichkeiten, frei zu leben.
Die aktuellen Ereignisse seit dem 7. Oktober entsetzen uns sehr und bringen uns auch im Weltgebetstag in eine neue Situation. Wir verurteilen die Terroranschläge der Hamas auf das Schärfste. So viele Menschen sind bis jetzt schon gestorben, so viel unglaubliche und sinnlose Not und Leid auf beiden Seiten erleben die Opfer. Schon vor diesem Krieg haben wir uns in den Vorbereitungen immer wieder mit der Frage nach Frieden und Gerechtigkeit im Heiligen Land auseinandergesetzt. Es ist eine sehr komplexe Situation. Es wäre also auf jeden Fall ein Thema unserer Seminare geworden. Jetzt aber umso mehr.
Wir sehen zudem einen weltweiten Antisemitismus, der die Mehrheit unserer Gesellschaft entsetzt. Für uns Deutsche ist die Existenz Israels unverhandelbar.
Und dann stellt sich die Frage erneut, ob wir die Stimmen der palästinensischen Christinnen hören und mit Ihnen für den Frieden beten wollen. Der Vorstand des deutschen Weltgebetstagskomitees hat sich in den letzten Wochen damit intensiv auseinandergesetzt. Und wir halten daran fest, dass wir gerade jetzt mit unseren Schwestern für den Frieden beten müssen. Das Gebet erhebt sich über alle Meinungen und Standpunkte. Wenn wir beten, geht es darum, Gott die Macht zu geben. Wir fühlen uns ohnmächtig, doch das Gebet ist unser Widerstand. Wir lassen uns von Gott vereinnahmen und setzen auf seine Macht. Vielleicht war unser Gebet am ersten Freitag im März noch nie wichtiger! Für die Schwestern in Palästina, für unsere Kirchen, für uns! Wir werden uns nicht unsere Spiritualität der Verbundenheit mit unseren Schwestern in Palästina nehmen lassen, sondern sie stärken. Das ist die Geistkraft, die uns christliche Schwestern verbindet.
Für die Evangelische Kirche im Rheinland kann ich nach Gesprächen dankbar feststellen: Wir befürworten gemeinsam mit Vertretern der Kirchenleitung die Durchführung des Weltgebetstages.
Es sind Stimmen bei uns laut geworden, die uns auffordern, den Weltgebetstag abzusagen (in Zeitungen, Zeitschriften und online-Portalen). Das tun vor allem Männer! Sie sprechen uns Frauen die Fähigkeit ab, theologisch und politisch kompetent und verantwortlich über diese Themen zu diskutieren und unsere eigenen Entscheidungen zu fällen. Davon lassen wir uns nicht irritieren und nicht bevormunden. Die vorgebrachten theologischen Argumente und Interpretationen sind nicht nachvollziehbar.
Wie geht es jetzt weiter?
Der Vorstand des nationalen Komitees schreibt uns folgendes zum weiteren Vorgehen:
„Die WGT-Ordnung wird in der vorliegenden Fassung nicht weiterverbreitet (verkauft- bzw. wo nötig /DVD mit entsprechendem Hinweis versehen)
- Die Gottesdienstordnung soll so weit wie möglich erhalten bleiben, um die Stimmen der palästinensischen Schwestern zu Gehör zu bringen
- Die Gottesdienstordnung bekommt/braucht eine Einordnung in die aktuellen Kontexte im Nahen Osten und in Deutschland
- Nach Möglichkeit sollen Änderungen des palästinensischen Komitees (mit-)aufgegriffen werden- bzw. um diese wird erneut nachgefragt bzw. gebeten
- Lieder und Fürbitten werden geprüft, ggf. ergänzt…; die Erfahrungsberichte kontextualisiert
- Titelbild und damit Plakat werden nicht weiterverwendet, da die Vorwürfe gegen die Künstlerin, Hamas-freundlich zu sein, nicht ausgeräumt werden konnten
Dieser Konsensbeschluss will die Balance halten zwischen Verpflichtung gegenüber der Ordnung und einer möglichst breiten Sicherstellung der WGT-Gottesdienste am 1.März 2024 und damit einer Sicherung des WGT auch über 2024 hinaus.
Die Verantwortung für die Bearbeitung wurde dem Vorstand übertragen.“
Ab Anfang Januar sollen die ergänzten Ordnungen mit einem neuen Titelbild zu bestellen sein.
Wir wissen, dass es diesmal nicht einfach fröhlich auf unseren Werkstätten zugehen wird. Nichts ist wie immer, nur eins: Wir werden die Stimmen der Frauen hören und sie nicht zum Schweigen verurteilen! Frauen wollen Frieden, doch auf ihren Körpern werden die Kriege ausgetragen. Sie werden nicht gefragt. Wir werden dazu nicht schweigen! Für mich ist das die selbstverständliche Erfüllung unseres christlichen Auftrags, den Paulus so beschreibt: Ist es möglich, soviel an euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden. (Römer 12,18)
Mit freundlichen Grüßen
>> Brief zur Situation WGT_2024
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