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12-07-2019

Frauen fordern mehr Gestaltungsmöglichkeiten in der Kirche

Frauenräume und Frauenorte in der Kirche verändern sich - Intensiver Austausch bei den Regionalen Frauenkonferenzen über das Thema „Wo ist mein Ort in der Kirche?"

Region Mitte | Collage: C. Kucharski

Sowohl in Simmern (Region Süd) als auch in Solingen (Region Mitte) trafen sich jeweils 40 Frauen zu einem intensiven Austausch über die Frage „Wo ist mein Ort in der Kirche?“ Es war eine bunte Mischung von Frauen - von evangelikal bis feministisch waren alle Richtungen vertreten. Presbyterinnen, Lektorinnen, Frauenhilfefrauen, Frauen aus den synodalen Fachausschüssen und andere Interessierte diskutierten offen und fröhlich über ihre Wünsche und Visionen von Kirche und nahmen die von den Referentinnen der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland vorbereiteten Impulse neugierig und interessiert auf.
Bei beiden Veranstaltungen waren sich die Teilnehmerinnen einig: Das neue Format der „Regionalen Frauenkonferenz“ fördert den konstruktiven Austausch, das Miteinander und die Gemeinschaft. „Wir Frauen brauchen solche Begegnungsräume in der Kirche“, sagten sie, und forderten von der Kirche vielfältigere Angebote, lebendige und lebensnahe Gottesdienste und mehr Gestaltungs- und Beteiligungsmöglichkeiten.

Frauen wollen Gottesdienste und Predigten aktiv mitgestalten

In Simmern hatte Regionalreferentin Iris Pupak zusammen mit Susanne Reuter, Frauenreferentin im Kirchenkreis Simmern-Trarbach, zur ersten Regionalen Frauenkonferenz eingeladen. Nach einem Austausch über persönliche Erfahrungen, wie und wo sich jede in der Kirche einbringt oder einbringen möchte, erlebten die Teilnehmerinnen in einer bewegenden „Zeitreise“, wie Frauen über Jahrhunderte hinweg dafür gekämpft haben, in der Kirche wahrgenommen und gesehen zu werden. Wüstenmütter, Beginen, Frauen der Reformation, Diakonissen, Frauenbeauftrage oder Feministische Theologinnen - diese Vorbilder im Glauben ermutigten dazu, eigene Visionen zu formulieren. „Mehr Kommunikation durch gegenseitiges Sehen im Gottesdienst“ wünschte sich eine. Für andere war wichtig, dass Frauen mehr zugetraut wird, Gremien paritätisch besetzt sind, die Frauenperspektive in der Verkündigung und in der liturgischen Sprache mehr Raum hat und dass es regelmäßige Angebote für Frauen gibt, wie z.B. Frauenkonferenzen und Frauenkirchentage.

Frauen brauchen Orte der Begegnung

Die Frage „Was brauche ich von (m)einer Kirche?“ führte auch bei der Frauenkonferenz in Solingen zu einem offenen Austausch über die verschiedenen Situationen in den Gemeinden und Kirchenkreisen. Die Kirche sei ein Ort, um zur Ruhe zu kommen, Gottes Wort zu hören und Gemeinschaft zu erfahren, betonten die Teilnehmerinnen. Sie hatten aber auch klare Vorstellungen, was sich ändern müsste: Eine Vielfalt an Angeboten für alle Generationen sei wichtig, ebenso wie gute Musik, lebendige Gottesdienste oder Offenheit für Neues. Jeder ist etwas anderes wichtig – das macht die Vielfalt und den Reichtum unserer Kirche aus. Regionalreferentin Ulrike Schalenbach lud dazu ein, über den eigenen Platz in der Kirche nachzudenken und diesen in einem Kirchengrundriss zunächst symbolisch zu markieren. „Entspricht das dem Ort, den Sie tatsächlich gerne hätten?“, fragte sie weiter und sammelte mit den Frauen Ideen, wie deren Wünsche realisiert werden könnten. Wertschätzung des Ehrenamts, ausreichend hauptamtliches Personal, Anerkennung, Teamarbeit, gute Kommunikation und gute Vernetzung untereinander wurden z.B. genannt - und der Wunsch, sich 2021 zur nächsten Regionalen Frauenkonferenz wieder in Solingen zu treffen. (Christine Kucharski)

Pressemitteilung Frauenkonferenzen Süd und Mitte
 

In der Region Nord trafen sich 45 Frauen aus verschiedenen Kirchenkreisen in Mülheim-Saarn zur ersten Regionalen Frauenkonferenz. „Es war ein informativer, lebhafter und aufregender Tag mit tollen Diskussionen“, sagte eine Teilnehmerin.
In lockerer Atmosphäre tauschten sich die Frauen zunächst über die Fragen aus: Wo kann ich mich in Kirche einbringen? Was brauche ich von (m)einer Kirche? Wie möchte ich meine Spiritualität leben? Für die einen ist es wichtig, Rüstzeug zu bekommen für einen modernen, zukunftsgerichteten Glauben, andere wünschen sich von ihrer Kirche Offenheit und Toleranz, neue Ideen, Orte der Begegnung und eine gute Vernetzung. Aber auch schöne Lieder, anregende Predigten und eine verbindende Gemeinschaft seien wichtig.

Zukunft der Frauenarbeit mitgestalten

Angeregt durch die biblische Geschichte von Maria und Martha ging es im Anschluss um die Frage von Stammplätzen und Wunschplätzen. Maria ließ sich nicht vorschreiben, wo ihr Platz war und nahm sich ihren Platz, Martha dagegen hinterfragte ihren Stammplatz nicht. Wie sieht es mit unseren eigenen „Stammplätzen“ aus?
Eine „Zeitreise“ stellte verschiedene Frauen vor, die sich im Laufe der Kirchengeschichte eigene Plätze genommen und diese gegen Widerstände verteidigt haben. Die Informationen gaben Impulse für anregende Gespräche und lebhafte Diskussionen über Visionen, Sehnsüchte und Träume von Kirche und die Frage, welche Unterstützung für die Umsetzung dieser Visionen notwendig ist.
Nach Auffassung der Frauen ist eine vertrauensvolle, wertschätzende Zusammenarbeit wichtig, ebenso wie der Aufbau von Netzwerken oder eine Unterstützung durch Presbyterien und Pfarrer*innen. Die Frauen waren sich einig: Um als Frauen in der Kirche sichtbar zu werden und zu bleiben, braucht es kreative Ideen und den Mut, Neues auszuprobieren! (Christine Kucharski)

Pressemitteilung Frauenkonferenz Nord

 

Hintergrundinformationen

Mit den neuen Regionalen Frauenkonferenzen will die Evangelische Frauenarbeit im Rheinland eine strukturelle Lücke in der Frauenarbeit der rheinischen Kirche schließen und lädt alle Frauen – unabhängig von einer Mitgliedschaft im Verband – zu einem offenen Austausch ein.

Die Evangelische Frauenhilfe im Rheinland fördert die Frauenarbeit in den Gemeinden und auf landeskirchlicher Ebene. Sie ermutigt Frauen, ihren Glauben vielfältig zu leben und sich mit theologischen und gesellschaftspolitischen Themen auseinanderzusetzen. Dazu werden Frauen geschult und Materialien für die Praxis der Gemeinden veröffentlicht. Landeskirchenweit werden Multiplikatorinnen für die Weltgebetstagsarbeit ausgebildet und Kampagnen durchgeführt.

 

 

Region Süd | Collage: C. Kucharski
Region Nord | Collage: C. Kucharski