Geistlicher Impuls

Hogla, Milka, Tirza, Machla, Noa und Du!

(4. Mose 27,1-11)

Andacht von Janneke Botta, Sarah Nketia und Dorothea Ugi
bei der Diversity-Konferenz der Evangelischen Kirche im Rheinland am 23.03.2024
 

Eine kleine Weile nachdem Gottes Leute aus Ägypten ausgezogen waren und sich im Heiligen Land niedergelassen hatten, da lebte Zelofhad irgendwo links oder rechts vom Jordan. Und mit ihm waren seine fünf Kinder. Die hießen Hogla, Milka, Tirza, Machla und Noa - ohne h am Ende. Denn sie war eine Frau, so wie ihre Schwestern auch.

Sie alle waren Profis in der Landwirtschaft. Denn sie hatten einen Acker. Und dort ackerten sie. Und hegten und pflügten und bestellten und ernteten alles, was sie zum Leben brauchten. Und noch mehr. Das verkauften sie. Und davon haben sie gelebt. 

Irgendwann starb der Vater. Und Zelofhad hatte dieses und jenes zu vererben. Aber das kostbarste war sein Acker. Ihr Land. Und dann waren alle sich einig: Seine Brüder sollen’s kriegen. Die sind schließlich Männer. Leben zwar woanders. Und haben schon ihren Acker. Aber bei ihnen wird’s am besten aufgehoben sein, das Land. So sagt es das Gesetz.

Und die Töchter hatten keine Ahnung wie es weitergehen soll. Sie brauchten das Land. Zum Leben. Und sie kannten es wie niemand sonst. Und weil’s keine andere Wahl gab, war eine mutig und hat gesagt: Das lassen wir uns nicht gefallen! Der Acker gehört uns. Wir müssen ihn erben! Und die anderen konnten ihren Ohren kaum trauen, aber sie wussten, dass das jetzt ihr Weg war. Und dann klagten sie. Nicht irgendwo. Sondern direkt ganz oben. Am Zelt der Begegnung. Und kein*e Richter*in sprach das Urteil, kein*e Priester*in. Sondern Gott selbst.

Und Gott sagt: Die Schwestern haben Recht. Und das Gesetz hat Unrecht. Sie können erben, so wie alle Männer auch. Sie sind mündig. Ihre Stimme zählt. Niemand kann ihnen das verbieten. Und sie werden es gut machen.
Und das gilt nicht nur für diese fünf. Es gilt für alle, die nach ihnen kommen. Für ihre Töchter und deren Töchter. Für alle, die von cis-männlichen Privilegien ausgeschlossen sind. Und auch heute für euch.

Und genau so ist’s passiert. Seit diesem Tag fällt das Erbe nicht nur an die Männer, sondern an alle, denen es zusteht. Weil Gott es so will. Weil so der Himmel ist: Gerecht. 

 

Unsere Kämpfe des Alltags können mühsam sein. Menschen immer wieder von vorn erklären, warum gendern wichtig ist. Etwas erwidern auf rassistische, transfeindliche, klassistische Äußerungen. Sich Räume erkämpfen in Kirche, die doch eigentlich allen gehören. Wer stärkt uns den Rücken? 

Hogla, Milka, Tirza, Machla und Noa gehen uns voran. Sie rufen uns allen aus längst vergangenen Tagen zu: Kämpft um euer Recht. Seid nicht leise. Streitet für die Sache derer, die nicht gesehen und gehört werden. Es lohnt sich. Und es wird leichter, wenn ihr euch zusammentut. Zusammen könnt ihrs schaffen. 

Gott selbst, die Kraft, die Anfang und Ende ist, stärkt uns den Rücken. Uns allen. Egal welche Geschlechtsidentität wird haben, wo wir herkommen, wen wir lieben, wie alt wir sind, was wir können. Sagt uns zu: Ihr habt Anrecht. Holt euch, was euch zusteht. Die Strukturen und das Miteinander müssen sich ändern. Und bitte: Keine falsche Bescheidenheit!

Also los! Lasst uns weiter voran gehen. Lasst uns holen was uns und anderen zusteht. Lasst uns einander den Rücken stärken für das was noch zu tun und zu lassen ist. Lasst uns einander fragen: Wie geht’s dir und was brauchst du? Lasst uns uns miteinander verbünden. So dass wir in Momente und Tage hinein aufwachen in denen wir merken, das Kämpfen und dranbleiben hat sich gelohnt. Gemeinsam haben wirs geschafft. Das Reich Gottes umgibt uns. So zärtlich und schön, dass wirs kaum glauben können. 

Janneke Botta, Sarah Nketia, Dorothea Ugi